Achim Freyer
Überblick - Auswahl
Biografie
Zeitraum | Ereignis / Begebenheit |
---|---|
1987 | Beteiligung an der documenta 8 in Kassel |
1983 | Ausstellung Achim Freyer – Malerei 1966 – 1983, Große Orangerie von Schloss Charlottenburg, Berlin |
1981 | Beteiligung an der Ausstellung Deutsche Kunst heute, Musée d’Art Moderne de la Ville, Paris |
1979 | Beteiligung an der Quadriennale in Prag (Internationale Bühnenbild-Ausstellung) |
1976 in Folge | Realisierung diverser künstlerischer Gemeinschaftsarbeiten mit den Komponisten Mauricio Kagel, Dieter Schnebel, Philip Glass, Erhard Großkopf, Reiner Bredemeyer und Alvin Curran |
1976 | Berufung zum ordentlichen Professor an die Hochschule der Künste in Berlin |
1977 | Beteiligung an der documenta 6 in Kassel |
1975-1977 | Begleitende Ausstellungen, Performances, Objekte und Aktionen zur Theaterarbeit |
1972 in Folge | Neben der freien Malerei Arbeit als Regisseur, Bühnen- und Kostümbildner für Schauspiel und Musiktheater |
1972 | Übersiedlung nach West-Berlin |
1971 | Besuch des Grünewald-Altars (Isenheimer-Altar) in Colmar Achim Freyer, Malerei 1967-1971, Zentralinstitut für Kernforschung Rossendorf/Dresden |
1969 | Idee eines Theaters der Baumstämme |
1960 | Malereipreis der großen Berliner Kunstausstellung |
1959-1972 | Arbeiten als Bühnen- und Kostümbildner für Ruth Berghaus, Adolf Dresen und Benno Besson |
1954-1956 | Meisterschüler für Bühnenbild von Bertold Brecht an der Akademie der Künste, Berlin |
1956 in Folge | freischaffend als Maler tätig |
1951-1955 | Studium der Gebrauchsgrafik |
2019 | "Oedipe", Salzburger Festspiele; Gesamtverantwortung und Inszenierung |
2016 | "Between the chairs", Galerie U.HROBSKY, Wien Personale |
2015 September | Verleihung des Nestroy Preises (Wien) für sein Lebenswerk; |
2015 Feb-Mar. | "zwischen den Stühlen"; Personale, Galerie U.HROBSKY, Wien |
2014-2015 | "Zeichnung - Wien IV", Galerie U.HROBSKY, Wien |
2013 | Eröffnung des "KUNSTHAUS der ACHIM FREYER STIFTUNG" in seinem denkmalgeschütztem Haus in Lichterfelde-West, Berlin |
2011 | "Ordnung und Störung von Ordnung", Galerie U.HROBSKY, Wien |
2008 | "Ausbruch nach Innen", Galerie U.HROBSKY, Wien |
2004 | Galerie Ulrike Hrobsky, Wien "Stationen 64-04", Galerie U.HROBSKY, Salzburg Galerie Mitte, Berlin |
2003 | Abstraktion von Flächen, Raum und Licht durch Linien zu Gittern: Fenster, Durchblicke, Ausblicke, Einblicke, Horizonte, neue Parallele zum Thema Ordnung und Störung von 1967-72. |
2002 | Beginn der Kooperation - Personale Galerie U.HROBSKY, Wien, |
2001 | „In der Stille geht die Zeit“, Malerei. Tel Aviv Israel, Goethe-Institut. Münchener Theaterpreis. Galerie Brusberg, Berlin |
2000 | Wien, Österreichische Postsparkasse: Malerei. Galerie Schafschetzy, Graz |
1999-2000 | Freyer, Malerei, Plastiken, Zeichnungen 1959-1999, Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V., Berlin |
1999 | Emeritierung als Professor der Hochschule der Künste, Berlin. Deutscher Beitrag der Prager Quadriennale, ausgezeichnet mit der Goldmedaille. Wahl zum Mitglied der Bayrischen Akademie der Schönen Künste. |
1998 | Preis des ITI zum Welttheatertag. Wahl zum Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste, Dresden |
1996 | Tod der Mutter am 31.12. |
1995 | Künstlerische Auseinandersetzung mit den Themen Tod und Totentanz Totentänze – Arbeiten auf Papier, Musik-Biennale Venedig |
1994 | Achim Freyer, Taggespinste Nachtgesichte. Malerei. Werkschau, Akademie der Künste, Berlin Uraufführung von MET AMOR PH OSEN auf den 44. Internationalen Filmfestspielen in Berlin |
1992 | Achim Freyer, Chaos und Stille – Eine Retrospektive 1965 – 1992, Galerie der Stadt Kornwestheim Gründungsmitglied der Freien Akademie der Künste zu Leipzig |
1991 | Gründung des Freyer-Ensembles, Autor verschiedener Stücke Filmregie zu MET AMOR PH OSEN und Reise ins Blaue |
1990-1991 | Entwurf der Kirchenfenster und Raum-Farb-Licht-Gestaltung der expressionistischen Kirche am Hohenzollernplatz in Berlin |
1990 | Verleihung des Bundesverdienstkreuz 1. Klasse |
1989 | Wahl zum Mitglied der Akademie der Künste, Berlin (West) |
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Textauszug ...
„Genauigkeit kommt immer der Schönheit zugute, und richtiges Denken dem zarten Gefühl.“1 Wie ließe sich Achim Freyers Arbeitsweise und seine künstlerische Position als Maler, Bühnenbildner und Regisseur besser beschreiben als mit den Worten von David Hume. Genauigkeit und Schönheit, Denken und Fühlen – diesen Wörtern gibt er eine programmatische Dichte, füllt sie wie Gefäße mit Optimismus, Dynamik, überbordender Farbigkeit und tiefem antipodischen Schwarz.
Skizzen, aus denen sich Bilder entwickeln können, sind und bleiben die wichtigsten Ergebnisse seiner geistigen Wanderungen. Einem Tagebuch mit den Aufzeichnungen einer Reise ähneln diese Souvenirs. Werden sie mitausgestellt, tritt ihre zeichnerische Dichte mehr und mehr in den Vordergrund. Oftmals gibt Freyer nur mit einem Satz oder einer Alliteration von Chiffren das Gefühl und die Erkenntnis einer Reise wieder. Er gehört zu den Künstlern, die sich selbst nicht als spontan in dem Sinne bezeichnen, als sie Jahre an der Weiterentwicklung der Konzeption ihres Werkes arbeiten.
Sicher kann die Frage aufgeworfen werden, ob das Schöpfen aus dem Privaten innerhalb Freyers Kunst einer Beschränkung gleichkommt. Oder ob gerade diese Rückkoppelung das Entstehen von Kunst möglich macht. Unter diesem Aspekt betrachtet, wird Achim Freyer, ob er es nun will oder nicht, zu einem Vorläufer der ritualisierten Konzept-Kunst, typisch für die 90er Jahre des 20. Jahrhunderts. Deren radikaler Rückzug aufs Private gründet in den Erfahrungen eben auch des Malers Achim Freyer. Francis Picabia habe, so erzählt er in einem Interview, einmal den Satz gesagt: „Du kannst dich noch so sehr bemühen modern zu sein, es ist das einzige, was du nicht vermeiden kannst zu sein.“2
Freyers Landschaften mit all ihren Köpfen und strukturierten Ebenen haben beispielsweise mit einem Video von Pipilotti Rist, das eine Reise in die Abgründe ihrer Körperöffnungen zum Thema hat, mehr zu tun als auf den ersten Blick ersichtlich wäre. Beide machen Privates, ja Intimes öffentlich. Erheben das private Moment zur formalen Ikone. Sinne und Körper des Künstlers werden zu Mittlern zwischen menschlicher und tatsächlicher Natur, der inneren und äußeren Landschaft und demjenigen, der den Raum der Kunst, den white cube betritt. Die großformatigen Bilder, die als Freyers Subsumierung an den Wänden hängen, erscheinen oft als surreale Interieurs. In diesen Chiffren wird das Staunen vor den Phänomenen eines menschlichen Lebens und Erlebens einmal mehr abgebildet.
Achim Freyer wurde von der Welt der Bildenden Künste erst relativ spät bemerkt. Obwohl er seit den 60er Jahren regelmäßig in der damaligen DDR sowie nach seiner Ausreise in der Bundesrepublik Deutschland ausstellte und an der documenta 6 (1977) und 8 (1987) teilnahm. Seine auf den ersten Blick spröde Kunst fand ihr Publikum, gerade weil sie auf jede Anteilnahme verzichtete und den Betrachter radikal auf sich und seine eigenen Empfindungen und Erinnerungen zurückwarf.
Aus dem Katalogtext „Der gestreckte Blick“ von Anne Maier
1 David Hume, zit. in: Theodor W. Adorno, Minima Moralia, Frankfurt am Main 1997, S. 43
2 Achim Freyer in einem Interview mit der Autorin im Dezember 1999