Lotte Seyerl
Pontault - Combault - Schauplätze einer Vorstadt
Eröffnung: Samstag, 16. Jänner 2010, 11.00 Uhr
Es spricht: Sigrid Blomen-Radermacher, Kunsthistorikerin und freie Kuratorin, Düsseldorf
Ausstellung: 19. Jänner 2010 - 27. Februar 2010
Aus dem Zusammentreffen von Fotografie und Malerei entsteht bei Lotte Seyerl eine dritte Welt: eine verschwommene, verschleierte, unscharfe und verrätselte Realität. In jedem der Bilder ist die ursprüngliche, die bekannte Realität der Vorstadtstraßen, der Hauptstadtplätze, der Busstation, des Dorfes, der Flusslandschaft oder eines Sonnenuntergangs zu spüren.
Farbe und Pinselstrich der Malerin allerdings legen sich wie eine Distanz zwischen diese alltägliche Szene und das Bild, das der Betrachtende untersucht. Der Eingriff der Künstlerin, ihr malerischer Kommentar zum Gesehenen und Fotografierten, macht das Bekannte neu und unbekannt, macht das Graue und Trübe nebulös und rätselhaft, macht Menschen - unsere Zeitgenossen - zu Schauspielern in einem inszenierten Theaterstück.
Angesichts dieses Rechts auf eine unsichtbare Mauer des Schweigens gerät die Erfahrung der Öffentlichkeit zur bloßen Beobachtung – von Szenen, von anderen Männern und Frauen, von Schauplätzen.
Die Bildebene ebenso wie der Bildaufbau wird bei Lotte Seyerl zum Thema. In gegenständlicher Malerei, aufbauend auf Photographien, die so genannte objektive Realität zu ihrer eigenen Realität formend. Momentaufnahmen, die durch eine sanfte Unschärfe und Pastelltöne in ein Zuviel an Licht getaucht sind, das die Kontraste des Alltags verwischt. Das „Leiden an der Buntheit der Welt“ überzieht Lotte Seyerl mit ihrem ganz persönlichen Lichtfilter. Die Motive als willkürlicher Ausschnitt einer Stadt, einer Straße, einer banal scheinenden Situation sollen die unvoreingenommene Sicht des Zuschauers herausfordern, Erwartungen und Vorwissen auf ein Minimum reduzieren und so die neue Sicht auf die Dinge, den einzigartig individuellen Zugang ermöglichen.